Kindliche Entwicklung und Gefühle
Fünf Dinge, die du wissen solltest, wenn dein Kind unter 7 ist
Im Garten meiner kleinen Nichte haust an der Wurzel eines knorrigen Baumes eine kleine Zwergenfamilie. Jeden Morgen bringen wir der Zwergenfamilie frisches Badewasser in einer Herzmuschel. Einen winzigen Zwergenschwamm zum Schrubben. Und einen frischen Krümel Seife.
In den unteren Ästen des alten Baumes haben wir für die Zwergenkinder eine kleine Schaukel angebracht. Dort schaukeln die Zwerge und freuen sich ihres Lebens 😊
Voller Ehrfurcht und im Flüsterton nähern wir uns jedes Mal der Zwergenbehausung.
Aber: Haben wir die kleinen Wesen jemals gesichtet? Natürlich nicht!
Macht es einen Unterschied? Natürlich nicht!
Aus einem einfachen Grund: Meine kleine Nichte ist mit ihren 5 Jahren ein typisches Vorschulkind - mit einem unschuldigen Glauben an Magie.
Die Magie der Vorschulkinder erschliesst sich uns aber nur, wenn wir uns auf ihre so gänzlich andere Welt einstimmen.
Wenn wir uns ihrer Welt nicht mit unserem Erwachsenentempo und unserer Erwachsenendenke nähern.
Denn: Ein Kind unter 7 ist in einem völlig anderen Universum unterwegs!
Kinder unter 7 sind typischerweise:
- Voller heftiger Emotionen und impulsiv
- voller guter Vorsätze, die im nächsten Moment vergessen sind
- im Schwarz-Weiß-Denken unterwegs
- sehr nähebedürftig und ängstlich angesichts Trennung
- verspielt und voll und ganz im Hier und Jetzt (ganz ohne Achtsamkeitskurs ;-)
Und? Erkennst du dein Kind darin?
Wenn alles gut geht, vollzieht sich dann zwischen 5 und 7 Jahren in deinem Kind eine immense Transformation: Die präfrontale Gehirnrinde reift heran und die beiden Hirnhälften integrieren sich.
Starke Emotionen werden ausgeglichen und dein Kind wird rationaler und vernünftiger.
Meine kleine Nichte wird also bald aus der Vorschulkindpersönlichkeit herauswachsen. Bestimmt wird sie mich schon im nächsten Jahr ungläubig anschauen, wenn ich ihr vorschlage, den Zwergen frisches Badewasser zu bringen...
Damit ringen die allermeisten Eltern: Kindliche Wutausbrüche
Es gibt diese verflixten Tage, an denen alles schief läuft: Das Frühstück schmeckt nicht, der Freund deines Kindes hat keine Zeit zum Spielen, das Lieblingsspielzeug geht kaputt...
Und dann: Ein NEIN von dir. Dein Kind fängt an zu toben.
Von jetzt auf gleich hast Du einen schäumenden Vulkan vor dir.
Dein Kind brüllt. Schreit. Kreischt. Kratzt. Tritt. Haut. Spuckt.
Oder es kommen die wüstesten Schimpfworte aus dem Mund deines Kindes. Das ganze Alphabet durch - mit dem beliebtesten Buchstaben ganz zu Anfang ;-)
So ein Vulkanausbruch kann von 5 Minuten bis zu einer Stunde (oder länger) dauern.
Herrje! Ein Härtetest für uns Eltern!
Aber - was liegt dem überhaupt zugrunde?
Wie auch immer der Vulkanausbruch deines Kindes ausschaut - darunter liegt immer die eine Uremotion - nämlich Frustration.
Frustration heißt: ETWAS FUNKTIONIERT NICHT im Leben deines Kindes.
Wenn du dich im Leben deines Kindes umschaust, wirst du erkennen, dass es voller Vergeblichkeiten und potentieller Frustrationen ist.
Damit ist auch klar: Ein frustriertes und wütendes Kind ist kein Kind mit schlechten Charakterzügen. Es ist auch kein unerzogenes Kind.
Es ist auch kein Kind, mit dem du in der Pubertät nicht mehr zurechtkommen wirst (nur für den Fall, dass du diese Gedanken auch kennst ;-)
Es ist schlichtweg ein Kind mit intensiven Emotionen, das noch nicht gelernt hat, diese zu mäßigen. Ein Kind, das uns als Eltern an seiner Seite braucht, um mit seinen intensiven Emotionen angemessen umzugehen.
Und nur zur Erinnerung: Es liegt auch nicht daran, dass du eine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater bist.
Wir haben alle unsere Stellen, an denen wir uns noch entwickeln dürfen!
Genauso wie du jetzt gerade bist, kannst du die Antwort für dein Kind sein!
Du willst noch mehr wissen über Wut und den Umgang damit? Hier gibts den
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WUT-MINIGUIDE FÜR ELTERN
Vielleicht geht es dir so wie vielen anderen Eltern auch: Du ringst mit den Wutanfällen deines Kindes. Du weißt nicht richtig, wie du dein Kind durch diese emotionalen Stürme durchbegleiten kannst.
Keine Sorge: In meinem Miniguide "Elternfahrplan für Wutausbrüche aller Arten" gebe ich dir viele Tipps an die Hand, die dich dabei unterstützen, dein Kind durch den nächsten Wutanfall zu begleiten!
Übers Trösten
"Meine Eule! Meine Eule!" schluchzte meine Nichte aufgeregt.
Beim Blick in den Garten war klar: Mein wirbeliger Hund hatte sich ihr Lieblingskuscheltier geschnappt und spielte damit vergnügt in einem Erdloch.
Sapperlot!
Zwar war die Eule im Nu zurückerobert, aber angesichts des nun erdigen und hundeversabbelten Kuscheltiers war meine Nichte untröstlich!
Also - schnell trösten: "Deine Eule waschen wir gleich! Du wirst sehen, dann ist alles wieder gut."
Oder? Mooooment - da war doch was...
Eine Geschichte übers Trösten, die ich mit ebendieser Nichte gerade gelesen hatte:
"Häschen tröstet" von Cori Doerrfeld. Ein wunderschönes Buch über Mißgeschicke, Emotionen und... Trost!
"Häschen tröstet" - einfach nur mit seinem Dasein und mit seiner Wärme. Ohne Worte.
Und das, nachdem zuvor alle möglichen Tiere Trost angeboten hatten - jedes auf seine Weise: Das Huhn mit vielen Worten, der Elefant mit schnellen Lösungsvorschlägen, der Bär mit gemeinsamem Wutgebrüll und der Vogel Strauß mit - ja, eben der Vogel-Strauß-Taktik...
Doch was letztlich tröstet ist: Der kleine Hase mit seinem Dasein, mit seiner Wärme und seinem Zuhören.
Also - biss ich mir noch rechtzeitig auf die Zunge! Nahm meine Nichte in den Arm und war einfach einen Moment bei ihr: Mit ihrem Schluchzen, ihrer Aufregung und ihrer Empörung. Ohne zu sprechen.
In wenigen Minuten hatte sich alles in ihr wieder beruhigt.
Und damit klar ist: Ich bin oft genug das Huhn, der Elefant und manchmal auch der Vogel Strauß. Und all dies hat zuweilen auch seine Berechtigung...
Denn: Mit einem Kind (Jugendlichen, Erwachsenen...) und seinen Gefühlen zu sein, ohne diese verändern zu wollen - das ist manchmal gar nicht so leicht auszuhalten!
Und du? Welches Tierchen bist du so 😉?
Heul doch: 5 Gründe weswegen Weinen deinem Kind gut tut!
Ich weiß ja nicht, wie deine letzten Wochen so waren - bei mir jedenfalls war der Wurm drin!
So viel hat nicht geklappt, wie ich es erhofft hatte: Plan A nicht, Plan B nicht. Plan C war auch murks.
Und dann: Kann man sich entweder grün und blau ärgern. Oder man findet zu seinen Tränen. Und wandert von Sauer zu Trauer.
Aber: wieso ist das überhaupt so wichtig mit den Tränen?
Und wieso ist es ein gutes Zeichen, wenn dein Kind sich dir anvertraut mit seinen Tränen und seiner Traurigkeit?
Aus einem einfachen Grund: Es zeigt, dass dein Kind dir von Herzen vertraut. Denn Tränen sind etwas sehr Verletzliches. Und das teilt man nicht mit jedem.
Deshalb sind Tränen für dein Kind wichtig:
- Tränen ermöglichen deinem Kind, angesammelten Stress und Spannung abzubauen.
- Findet dein Kind regelmäßig zu seinen Tränen, wirst du höchstwahrscheinlich weniger verbale oder körperliche Angriffe erleben.
- Tränen spülen das Herz deines Kindes weich! Und das braucht es, um fürsorglich und mitfühlend zu sein. Und um emotional heranzureifen.
- Tränen lassen dein Kind mit dem sein, was sich nicht ändern lässt. Das bahnt den Weg für Resilienz...
- Und: Mit den Tränen schwemmt dein Kind jede Menge Giftstoffe aus seinem seinem Körper aus. Wie praktisch ;-)
Wie ist deine Haltung zu den Tränen deines Kindes? Findet dein Kind leicht zu seinen Tränen? Wie sieht's bei dir aus?
P.S.: Sich seiner Verletzlichkeit hinzugeben braucht Mut! Thema des Podcasts Kurz & Mut, bei dem ich zu Gast war: Hier kannst du dir die beiden Episoden zu "Mutigen Eltern und mutigen Kindern" anhören.